Schon immer war ich dem Lowband-DX und den damit verbundenen weak-signal-QSOs zugetan. Lowband - das waren für mich zunächst das 80m-Band mit Dipol, mein HEATHKIT SB101 und ca. 500 Watt aus meiner SB200. Während unserer ersten HBØ-Aktivität 1979 war ich begeistert, dass in den Morgenstunden auf 80m sogar USA ging...

Im Laufe der Zeit gelangten auf diesem Band immer mehr interessannte DX-QSOs ins Log - natürlich in CW. 160m war allerdings mangels Ausstattung der SB200 für dieses Band nur mit 100 Watt möglich, jedoch faszinierte mich dieses Band immer mehr, war ich doch als UKW-ler der Anfangsjahre und DX-er an dünne Signale, intensive Beobachtung der Ausbreitung, Begeisterung für Bänder, die damals zumindest nicht jeder machte, gewohnt und hatte deshalb beim Anlegen des Gartens im neuen QTH in den 80-er Jahren bereits mehrere 100m-Radiale im Erdboden verschwinden lassen und zu einem gemeinsamen Stützpunkt für eine Vertikal geführt - denn Vertikal-Fan war ich schon immer... Dieser "Stützpunkt" ist so bemessen, dass er für die Vertikal, das Vogelhäuschen und auch für die Wäschespinne der XYL problemlos passt. Welcher Buchfink hat schon ein grounded house??? Und so entstand mit einfachen Mitteln u. a. eine 80m-Vertikal mit Dachlast LINK und halbwegs ausreichendem Erdnetz, mit der ich bei den Contesten erfolgreich DX zu sammeln begann und die ich dann immer wieder auch für 160m versuchte - wegen der geringen Aufbaulänge und damit relativ niedrigem Wirkungsgrad eher leidlich...

Eines Nachts glaube ich jedoch meinen Ohren nicht zu trauen, als ich am 26. Nov. 1996 mit dieser viel zu kurzen Vertikal gegen 22z JA4LXY auf 160m hörte und verwegen wie ich war, mit meinen 100 Watt sogar anrief. Der Schock war groß, als der mit meinem Call zurückkam... Das war schier unglaublich und ich versuchte es - nachdem der Cassettenrecorder aktiviert war - gleich nochmal mit dem Clubrufzeichen. Und siehe da, es ging schon wieder - dieses Mal aber mit Audio-Beweis...

Montag - der Contest ist vorbei...

Nachdem wir uns durch die ungewohnte Nachtarbeit allmählich wieder im normalen Tagesablauf zurechtgefunden haben, hier ein Fazit:

Also - zurückblickend können wir stolz sein, was uns da am letzten Wochenende gelungen ist. Es war viel Aufwand - aber da viele Leute bereit waren, etwas dazu beizutragen, haben diejenigen, die den Aufwand größtenteils getragen haben, dies auch gerne gemacht...

Als sich am Freitag bei minus (!) 5 Grad mindestens 10 Leute eingefunden hatten, die Antennen zu bauen, konnte praktisch schon nix mehr schief gehen. Das Aufrichten der Vertikal - und hier besonders die erste Phase ist noch geringfügig verbesserungsbedürftig – ebenso das Umlegen. Aber hier auch nur die letzten paar Meter... Wer dabei war, weiß, was gemeint ist.

Auch den Beverage-Aufbau kann man effektiver gestalten: per Kompass und per Funk müssen die Leute am Ende der Beverage dirigiert werden. Der Aufbau der Stützpfeiler mit den Abspannungen hat sich allerdings bewährt und ist für jede Bodenbeschaffenheit anwendbar. Viel Zeit und damit fast eineinhalb Stunden haben uns beim Aufbau die vielen gerissenen Flickstellen auf der Z-Draht-Rolle gekostet und haben uns in die Finsternis hineinarbeiten lassen. Mit der Taschenlampe des Nachts mehrmals über den gepflügten Acker die Antenne ablaufen zu müssen, um zu flicken, ist lästig. Deshalb mussten wir auch auf die zweite geplante Empfangsantenne nach JA verzichten.

DL9RCI hat die heavy-duty-"Hard"ware bereits in der Vorbereitungsphase geliefert. Sepp-DL1RBS hat uns viel Arbeit abgenommen und in den Tagen vor dem großen Ereignis kräftig organisiert. Dieter-DL5RDO konnte zwar nicht dabei sein, aber in Hahnbach wäre noch einiges an Material gelagert gewesen, falls Engpässe aufgetreten wären. Aus U09 war mit alkoholischer Unterstützung für die Mannschaft Rudi-DL5RU gekommen, aus U15 Hans-DL2ZA, der zwar leider nix zum schweißen bekommen hat, aber - und dessen bin ich mir fast sicher - für den Ernstfall sicherlich die "kleine Schweißausrüstung" im Kofferraum dabei gehabt hätte.

DJ5RE hatten wir das Portabel-QTH mit der äußerst stabilen Netzversorgung und den endlosen Antennenmöglichkeiten zu verdanken. Ursprünglich war ein QTH in Viehberg geplant gewesen. Die Baufirmen KUNZ und ARBOGAST stellten das Gelände und den wohlig warmen Bauleitungscontainer in freier Prärie zur Verfügung.

Wegen des seit Tagen gefrorenen Bodens herrschten dort aber sicherlich schlechte Erdverhältnisse. Unklar ist allerdings bis heute geblieben, ob der gelbe Schnee am Fuß der Vertikal von einem Vierbeiner oder von einem wohlwollenden OV-Mitglied stammte, der uns wenigstens die Erdverluste verbessern wollte. Während der Contest-Sendezeit kann das aber nicht passiert sein, denn die Nachwirkungen beim Täter hätten wir bemerkt. Irgendwie sind wir aber in der zweiten Nacht besser raus gekommen. Vielleicht war's das... Für die nächste Aktion sollte der OVV aus diesem Grund die restlichen 80 OV-Mitglieder und umliegende Ortsverbände aktivieren.

Die Handumschaltung - es ging technisch nicht anders - zwischen Sende- und Empfangsantenne hat geklappt. Mit den Signalen an der Beverage musste man sich erst anfreunden. Irgendwann haben wir in Richtung Westen allerdings nur mehr mit der Beverage gehört. Letztendlich hat diese Antenne doch was gebracht, obwohl bei der Erdung und mechanisch bei der Einspeisung noch Verbesserungen angebracht scheinen. Der seit Monaten gefrorene Boden ist einfach keine elektrische Erde mehr. Sendemäßig sind wir gut rausgekommen, wenngleich man an die eine oder andere DX-Station auch mal eine viertel oder halbe Stunde hingerufen hat, bis DLØAO schließlich im Log war - oder aufgegeben hat. Aber solche Situationen kennt man ja auch gelegentlich von den anderen Bändern.

DJ6RN, DL2RDT, DL8RCD, DJ3TF, DL1RBS, DK1RP und DJ5RE haben sich die Schichten geteilt. Gearbeitet wurde wg. der familienfreundlichen 160m-condx von Einbruch der Dämmerung bis zum Anbruch des Morgens.

Wir haben zwar gehofft, aber als Neulinge auf diesem Band hat keiner so richtig dran geglaubt, dass wir auf 160m aus Europa rauskommen werden: dann aber - fast 60-mal USA & VE! Aus der Karibik 8P9, P4, VP9 und KP4. Die Pileups waren grade bei diesen Stationen gewaltig. TI2C hat uns in beiden Nächten leider nicht gehört. Das JA-Fenster war am Sonntag etwa nur 10 Minuten offen. Stell dir vor, du bist da grade Bier holen oder beim Pinkeln... 2 Japaner haben wir split gearbeitet. Viele waren unter der Grasnarbe und beim besten Willen hätte auch das geübteste "VHF-noise-ear" nicht mitbekommen, wenn sie uns geantwortet hätten. Vielleicht hat uns doch eine Beverage nach 60 Grad gefehlt ?

Überhaupt scheinen die condx nach Osten - zumindest für uns - nicht die besten gewesen zu sein. Die Tage und Wochen davor waren VS6, VK, DU, S7, usw. lt. Cluster QRV und zum Contest angekündigt gewesen. Auch die Tage danach hab ich auf 160 den JA1JRK, den ich im Contest kaum gehört hab, zuhause an meiner viel zu kurzen hohen Vertikal deutlich lesbar aufnehmen können...

Wer aus unseren Reihen schon mal einen Monoband-Contest mitgemacht hat, der kann eher beurteilen, was diese QSO-Zahl bedeutet. Wer mit unserem eher gewöhnlichen Equipment als Multiband-Station diese QSO-Zahl schon mal geschafft hat, weiß auch, was er getan hat.

Die 600-QSO-Marke hätten wir m. E. leicht überschreiten können, wären wir fürs nahe Europa vielleicht schon vor der Abenddämmerung QRV gewesen. Aber wir wollten ja speziell DX machen. Und wenn ich selber mich nicht so zeitraubend um die Amis, um die Karibik und um JA gekümmert hätte, wäre der QSO-Schnitt auch höher geworden. Aber es war ja DX angesagt. Auch Eki-DJ6RN, hat in der zweiten Nacht das Log noch mächtig mit USA und Karibik gefüllt. "Qualität vor Quantität!": "Lieber einen Ami, als 20mal OK, S5, DL, LZ usw."

Denn dass wir in Europa gehört werden, daran gab's sowieso keinen Zweifel. Jedes DX-QSO brachte 10 Punkte, DL 2 Punkte...! Weitere Highlights waren ZA, C31, 7X, SV5, TA oder GU. übrigens - den ersten OE als dringend gebrauchten Multi, haben wir erst am späten Samstagabend arbeiten können. Thomas war am Sonntagmorgen knapp unter der Containerdecke, als er einen KL7-er ins Log brachte. Die Ernüchterung kam aber gleich darauf: /1 - Strich Eins! Aber immerhin - ein Ami.

Es gibt nicht viele im OV, die überhaupt 25 US-Staaten, die Karibik-Länder oder JA auf 40 oder auf 80m gearbeitet haben. DLØAO hat das immerhin alles auf 160m, also fast auf Mittelwelle gemacht !!! Unbestritten allerdings: "Eine Lanze für CW !"

Wer dabei war, hat auch gesehen, was wir evtl. noch brauchen: Draht für weitere Radials würde dazu beitragen, die Effektivität der Vertikalantenne zu verbessern. Außerdem bräuchten wir noch "Masten" für weitere Beverage-Antennen, 1-2m hoch (z.B. Holz, Kunststoff).

Im Vorfeld sind via PacketRadio viele viele KiloBytes hin- und hertransferiert und telefoniert worden. Der Vorteil von PR und der Mailboxverkehr ist hier unumstritten, wenngleich für die letzten Vorbereitungen aber dann doch das direkte Gespräch nötig war.

Jeder, der dabei war, hat bei einer echt aufwendigen Aktion des OV Ambergs mitgemacht und was erlebt dabei. Wer nicht dabei war, hat was versäumt. Viele sind zwar in PacketRadio QRV, schau'n aber nicht in ihre Mailbox. Sie hörten auch keinen OV-Rundspruch. Das war ein Fehler! Diese Bedauernswerten wissen bis heute noch nicht, was da abgegangen ist bei ihrem OV. Auch diesen Rückblick werden Sie nie zu Gesicht bekommen. Irgendwann entsorgt er sich von selbst in der Box, denn:

Ich glaube, genügend Überblick zu haben, um behaupten zu können, dass solch eine Aktion nur in ganz ganz wenigen Ortsverbänden in der näheren und weiteren Umgebung möglich ist. Das war alles Neuland. Das kann auch keiner zuhause aufbauen, an DLØAO in Garsdorf (Anm.: damaliger Standort unserer Clubstation) geht's auch nicht. Auch kann dies niemand alleine organisieren und aufbauen. Teamarbeit war gefragt und es ist ein dickes Plus für den OV Amberg, dass sowas bei uns möglich ist !!! Deshalb können wir uns auch ganz bescheiden auf die Schultern klopfen...

Dieser umfangreichere Rückblick soll uns gerne an dieses Wochenende 26./27./28. Januar 1996 zurückdenken lassen, uns aber bei ähnlichen Aktionen in spätestens einem Jahr auch helfen, wieder etwas ins Gedächtnis zu rufen, was vielleicht wichtig und verbesserungswürdig ist.

Und wenn wir uns in 20/30 Jahren im QCWA-Heim beim Kamillentee mit leuchtenden Augen erinnern: "Woaßtasnu - damals sechsaneinzg - wäima hundadsechzgmeda g'macht hom ...?", ist es uns somit möglich, in Erinnerungen zu schwelgen, wie aktiv wir einmal gewesen sind. Damals!

Denn bekanntlich kommt ja irgendwann einmal die Zeit, wo man sich an Dinge, die sich vor Jahrzehnten ereignet haben, besser erinnern kann, als an das, was am Vormittag gewesen ist. Wenn man es sich aber sicherheitshalber aufschreibt - was hiermit geschehen ist - und aufhebt, dann kann eigentlich überhaupt nix passieren...

Bis zum nächsten Mal also ( ?? CQWW-Monoband-80m im Herbst 1996 ?? )

Danke an alle!

Für die DLØAO-crew, Wolfgang-DJ3TF

Amberg, im Februar 1996